Mein Name ist Thorsten Krosien.

Ich bin als Grundschullehrkraft an einer Grundschule in Hamburg-Horn tätig. Zusätzlich bin ich an das IfBQ Hamburg teilabgeordnet.

Hier bin ich Teil einer Arbeitsgruppe, die die Schnabel-Testung mit erstellt hat und begleitet, sowie didaktisch-aufbereitetes Unterrichtsmaterial basierend auf dem strukturorientierten Lese- und Schreibansatz erstellt und den hamburger Deutsch-Lehrkräften  zur Verfügung stellt.

Meine Website soll vor allem direkt aus der Praxis berichten. Gute (und hoffentlich weniger schlechte) Ideen für einen strukturorientierten Lese- und Schreibansatz werden vor- und dargestellt. Von Klasse 1 bis Klasse 4!

Ich wünsche viel Spaß (und Erfolg) beim Stöbern und Lesen!

Neues aus dem Unterricht

Die geschlossene Silbe (Baumuster II) und die Endung(en)

Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag beschrieb, fällt vielen Kindern sehr schnell auf, dass auf der Anlauttabelle bei den Vokalen stets zwei Bilder zu finden sind, die sich im Anlaut unterscheiden. So fragte ein Junge aus meiner Klasse, warum denn dort ein ein /ɛ/ zu finden sei, wenn wir doch bisher in den bis dato erarbeiteten Wörtern stets ein /e:/ gehört haben.

Hierbei bezog er sich auf die Stammsilbe und nicht auf die Reduktionssilbe. Dieses /ɛ/ scheint wie gesagt nicht hinterfragt zu werden.

Dies ist der Moment, um in das Baumuster II einzuführen. Hierbei ist die Hauptsilbe geschlossen, der Endrand ist besetzt. Der Vokalbuchstabe bezieht sich auf einen kurzen, ungespannten Vokal.
Der Anfangsrand der Reduktionssilbe ist dabei immer besetzt (Winter, alte).

Ich habe zu Beginn das unausgefüllte Leselineal am Smartboard präsentiert und gefragt, wie wir denn das Wort Winter, passend zu der Jahreszeit und zu einer ersten Lerntheke im Bereich Sachunterricht, schreiben würden.

Wie beschrieben starteten die Kinder bereits automatisiert, dass zunächst das “e” in der Reduktionssilbe eingetragen werden muss. Dies wurde in das Leselineal hineingeschrieben.

Dann haben sich die Kinder der Hauptsilbe zugewandt und begannen diese abzutasten. Der Laut des “i” (/ɪ/) in Winter klingt nicht wie der von vielen erwartete Laut des “i” (/iː/), wie in “Igel” auf der Anlauttabelle. Somit muss man als Lehrkraft diesen Teil der (teilweise bereits) “Diskussion” sehr eng leiten und ein wenig führen.

Zunächst versuchten sich die Kinder wieder mit einem “e”, wie in “Ente”, bemerkten aber ohne meine Hilfe, dass dieser Laut in der Hauptsilbe bei “Winter” nicht wirklich zu passen schien. Die Lautung gefiel einigen Kindern einfach nicht, so dass sie ein “Veto” einlegten und wir weiter “forschen” mussten.

Sie kamen schließlich auf das “i”, jedoch nicht wie in “Igel”, sondern wie in “Insel”.

Dieses trugen wir als Vokal in die Hauptsilbe ein. Im Endeffekt hat dieses Vorgehen in kleinen Murmelgruppen in der jeweiligen Tischgruppe vorab natürlich Zeit in Anspruch genommen, führte aber letztendlich zu einem allgemein sofort gemeinsam akzeptierten Ergebnis.

Jetzt wurden die Silben abgetastet, wobei die Hauptsilbe kein großes Problem darstellte. Die Reduktionssilbe stellte die Kinder jedoch vor ein Rätsel. Darauf komme ich gleich zu sprechen.

 Im Endeffekt mussten wir klären, warum das /ɪ/ in “Winter” anders klingt, als das /iː/ in z.B. “Igel”.

Hierfür schrieb ich das Wort “Igel” ebenfalls in ein Leselineal am Smartboard.

“.Auch hier wurde nun die Forscherfrage gestellt, welchen Unterschied die Kinder feststellen konnten.

Wieder besprachen die Tischgruppen sich in ihren Murmelgruppen. Zwei Gruppen kamen schnell auf das Vorwissen der vorherigen Stunden, dass das /iː/ in “Igel” deshalb so lang ausgesprochen werden würde, da der letzte “Raum” der “ersten Silbe” frei sei und sich das /iː/ somit ganz lang ausstrecken könnte.

Dem stimmten alle Gruppen zu. Eine Gruppe kam dann sofort darauf, dass ja in “Winter” der “letzte Raum” der “ersten Silbe” “bewohnt” sei. Daraufhin konnte man bei fast allen Kindern einen “AHA-Effekt” erleben, da ich selten ein so simultanes “Sich-Melden” bis dato gesehen hatte. Die Kinder insgesamt konnten hier den Transfer durchführen, dass der “letzte Raum” in “Winter” bewohnt sei und das “i” sich nicht ausstrecken könnte und nicht “laaaaang” ausgesprochen werden kann.

Ich fragte als Lehrkraft dann, wo die Kinder denn einen zweiten Laut für das /iː/ schon einmal gesehen, bzw. gehört hätten. Sehr schnell kamen die Kinder auf die Anlauttabelle und die beiden Anlautbilder zugehörig zu den jeweiligen Vokalen.

Ergebnis: Das an sich bekannte /iː/ wird in einem Wort, in welchem der “letzte Raum” der “ersten Silbe” “bewohnt” ist wie ein /ɪ/ ausgesprochen, z.B. zu finden in “Insel” auf der Anlauttabelle.

Die Kinder haben somit sehr schnell den Unterschied zwischen einer offenen und geschlossenen Silbe verstanden.

Diese Erkenntnis musste nun über das bereits vorgestellte Material aus “Wir lernen lesen” und dem Leselineal eingeschliffen und vertieft werden.

Es war sehr schnell zu bemerken, dass sich die Kinder wesentlich leichter, schneller und grundlegender Wörter “korrekt” über das Leselineal erlesen konnten, da der Unterschied zwischen einem lang und einem kurz ausgesprochenen Vokal in der Hauptsilbe elementar für die richtige Aussprache und somit dem Erkennen des Wortes entscheidend ist.

Gerade in der Förderung bei Kindern mit einem Migrationshiontergrund, einem unausgeprägten Wortschatz und meist ganz anderen Lauten in der Muttersprache kann diese Art des Erstlesens enorm unterstützen und durch das Visualisieren das anschließende Lautieren stützend “Hand-in-Hand” begleiten.

Bleibt aber noch das Problem der Endung bei “Winter”, denn die Endung fiel den Kindern sofort auf und passte für sie überhaupt nicht.

Nach einer kurzen Besprechung war die Endung dann jedoch gar kein Problem mehr und ist so fest im Vorgehen, Abtasten und Lesen verankert, dass diese Endung bis heute (Ende Klasse 1) so gut wie nicht falsch geschrieben, bzw. gelesen wird.

Den Kindern fiel bei dem Wort “Winter” in der Reduktionssilbe auf, dass dort ja ein /ɛ/ steht, obwohl ganz deutlich ein /a/ zu hören sei. 

Im Endeffekt musste ich dann als Lehrkraft die Führung übernehmen und verdeutlichen, dass bei den Wörtern, die wir momentan in den Silben lesen, stets ein /ɛ/ zu finden ist, egal was am Ende eines Wortes zu hören ist, wie z.B. in Winter oder Helfer.

Ich markierte im Wort “Winter” die Endung -er und setzte eine Regel gemeinsam mit den Kindern fest:

Solltest du in einem unserer Wörter am Ende ein /a/ hören, kann dort keines stehen, da stets ein /ɛ/ dort in der Mitte stehen muss.

Die Endung e+r wird zwar nicht als “a” in die Silbe eingetragen, jedoch so ausgesprochen.

Fazit: Die Endung -er in der Reduktionssilbe wird wie ein /a/ ausgesprochen, es wird jedoch -er geschrieben, da stetst ein /ɛ/ in der Reduktionssilbe im Kern stehen muss.

P.S. Man muss hier als Lehrkraft natürlich auf Übergeneralisierungen gefasst sein, da einige tatsächlich schlaue Kinder beginnen “Oma” und “Opa” als “Omer” und “Oper” zu verschriftlichen, bzw. “Mamer und Paper”. 

Diese Wörter sollte man als Lehrkraft einfach als “Ausnahmen” (in diesem Moment des Leselernprozesses) den Kindern gegenüber klarstellen und gff. als Lernwörter zum Lernen geben, so wie auch andere Wörter, die wichtig sein können, jedoch nicht in unser momentanes Silbenprinzip passen, z.B. “in, auf, mit, etc.”.

Vokallänge in der Hauptsilbe

Nach der Einführung in den strukturorientierten Lese- und Schreibansatz über das Forscherheft und zunächst nur über dort aufgeführte Wörter mit einer offene Silben des Baumusters I, üben die Kinder das Lesen der Wörter aus dem Forscherheft unter Zuhilfenahme des Leselineals (und ihrer Zebra-Anlauttabelle). Die Buchstabensynthese funktioniert bei fast allen Kindern sehr schnell sehr gut, unter anderem deshalb, da die einzelnen Buchstaben über das Leselineal visuell deutlich abgegrenzt, aber dennoch klar in einer Silbe verankert sind. Somit gelingt bei den meisten Kindern auch die Silbensynthese bei den Wörtern recht schnell.

Den Kindern ist bei den Vokalen auf der Anlauttabelle sehr schnell aufgefallen, dass dort stets jeweils zwei Bilder aufgeführt sind und nur eines am Anfang “wie der richtige Buchstabe klingt”. Damit ist meist die lange Variante gemeint, wie z.B. das “A” in “Ameise” und nicht die kurze wie in “Affe”.

Um dies nun hinsichtlich der offenen Silbe zu festigen und den Grund “analysieren” zu können, wird ein Beispielwort am Smartboard präsentiert und das Leselineal darüber gelegt.

 

In diesem Fall wurde das Wort “Nase” genutzt. Das Leselineal ist in diesem Falle leicht abgeändert. Im Endeffekt stört dies die Kinder aber überhaupt nicht. Die geöffnete “Wand” hin zum Endrand könnte bestimmt bei der Analyse des Wortes hilfreich sein, meine Schülerinnen und Schüler hat dies nicht weiter interessiert.

Wenn das “e” in der Reduktionssilbe auf dem Leselineal nicht aufgeführt sein sollte (wie in dem Beispiel oben), beginne ich immer mit dem Legen des “e” in den Kern der Reduktionssilbe. Dies wird durch die Kinder nicht mehr hinterfragt, da wir klargestellt haben, dass dort in den momentan von uns genutzten Wörtern immer ein “e” zu finden ist. Die Ausnahmen wie “Mama, Papa, Oma, Opa” tangieren die Kinder eher weniger, sehen sie als außergewöhnliche Wörter an, die eben anders geschrieben werden.

Es ist aber unbedingt wichtig das “e” stets als ersten Buchstaben zu legen, damit es hier zu einem wirklichen Automatismus kommt und das “e” dort als selbstverständlich angesehen wird.

Danach wechseln wir auf die Hauptsilbe und den dort zu findenden Vokal. Bei fast allen Kindern trat dieses Vorgehen auf. Ich fragte, warum sie nicht den Beginn der ersten Silbe abtasten würden. Die Antwort ist, dass der “mittlere Raum”, somit der Kern, nicht unbelegt sein darf und hier immer ein Vokal zu finden sei. Dieser sei ja schließlich sehr wichtig, warum hätte er sonst auch eine Krone.

Ich unterstütze dieses Vorgehen, starte also mit dem “e” in der Reduktionssilbe, gehe danach über auf den Vokal in der Hauptsilbe, wobei die Kinder hier bereits die gesamte Hauptsilbe abtasten, um den Vokal zu finden und gehen dann dazu über die Hauptsilbe und anschließend die Reduktionssilbe aufzufüllen.

(Ein Video dieses Prozesses wird in den kommenden Wochen noch folgen!)

Im Endeffekt ist dann auf dem Smartboard das Wort “Nase” zu finden, eingebettet in das Leselineal.

Um auf die Besonderheit zu kommen, dass hier eine offene Silbe zu finden ist, frage ich nach, warum denn das Wort “Nase” so vorgelesen wird, wie die Kinder es eben vorgelesen haben, nämlich mit einem lang ausgesprochenen Vokal im Kern der Hauptsilbe. Weiterführend wird gefragt, warum denn auf der Anlauttabelle ein lang ausgesprochenes und ein kurz ausgesprochenes (in diesem Falle) “a” zu finden ist.

Im Endeffekt kommt man gemeinsam mit den Kindern darauf, dass das “a” in der Hauptsilbe lang ausgesprochen wird, weil es sich (wie eine Schülerin sich ausdrückte) ja ausstrecken könne. Ich fragte, wie sie denn darauf käme. Sie erwiderte, dass der Raum neben dem “a” ja frei sei und das “a” sich auch dorthin ausstrecken können. Dabei machte sie eine Armbewegung, als ob man sich nach dem Aufwachen ausstrecken würde. Ich nahm dies auf und machte dabei natürlich ein sehr langgezogenes Geräusch, wie man es auch machen würde, wenn man sich eben gerade ausstrecken würde.

Um dies schnell bestätigen zu können, wurde dann das “N” gegen ein “H” ausgetauscht, so dass man erkennen konnte, dass auch das Wort “Hase” eine offene Silbe hat.

Das “e” in der Reduktionssilbe ist von der Regelung selbst nicht betroffen, was den Kindern jedoch keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Hier haben sie schnell gespeichert, dass das “e” nicht langgezogen ausgesprochen wird, sondern eben kurz, auch wenn der Raum daneben frei sein sollte. Ich habe bisher noch kein Kind erlebt, welches in diesem Fall ein Problem gesehen hat.

Einige Kinder werden dann sicherlich fragen, wozu denn dann aber der “kurze Vokal” auf der Anlauttabelle verzeichnet sei.

Im Endeffekt komme ich hier dann zu dem Schluss, dass auf das Baumuster I sehr schnell das Baumuster II (die geschlossene Silbe) folgen muss, um die Vokalquantität noch besser analysieren zu können.

In meinem nächsten Beitrag werde ich auf die geschlossene Silbe eingehen, wie diese eingeführt und analysiert wird, sowie auf das erste Legen von Wörtern durch die Kinder in Partnerarbeit über das Leselineal (und/oder die unterteilten Silbenbögen) und Begebenheiten, die den Kindern schnell auffallen werden.

 

Einführung des strukturorientierten Lese- und Schreibansatzes

Hauptgrundlage meines Unterrichtes (neben der weiterhin stattfindenden Buchstabeneinführung her, durch das Lehrwerk “Zebra”) ist das Werk “Wir lernen lesen – vom Wort zum Satz zum Text” (zu finden unter Literatur).

In diesem Buch wird der strukturorientierte Ansatz noch einmal wirklich grundlegend und klar verständlich dargstellt und erklärt.

Schön ist, dass gerade für die ersten Wochen des Leseerwerbs in den Baumustern I (Hauptsilbe offen) und II (Hauptsilbe geschlossen) Arbeitsblätter vorgegeben sind, sowie das zugehörige Leselineal; alles als Kopiervorlage aufeinander abgestimmt.

Vorab müssen die im vorangegangenen Artikel von mir aufgeführten Voraussetzungen stimmen:

  • das Bewusstsein dafür, dass Wörter aus Silben bestehen
  • das “e” als wichtigen Vokal in der Reduktionssilbe
  • die sehr gute Orientierung auf der Anlauttabelle (somit der Kenntnis darüber, wie ein Laut einem Buchstaben zugeordnet werden kann)
  • verschiedene weitere Vokale für den jeweiligen Silbenkern eines Trochäus
  • die Kenntnis darüber, das Vokale jeweils unterschiedlich in Wörtern klingen können

Begonnen habe ich zunächst mit einem kleinen “Forscherheft”, lediglich auf das Baumuster I bezogen.

Vorab müssen somit die dazugehörigen Seiten in “Wir lernen lesen” im Klassensatz kopiert werden, sowie das Leselineal auf einer Folie.

Die Kinder haben dies von mir mit dem Hinweis in der Einführungsstunde erhalten, dass wir alle gemeinsam nun Forscherinnen und Forscher wären, die auf die Suche nach ganzen Wörten sind.

Buchstaben und die dazugehörigen Laute würden die Kinder ja nun kennen, aber Wörter bestehen meist aus vielen Lauten und somit vielen Buchstaben und bilden gemeinsam die Wörter, die wir dann verstehen können (und später dann auch lesen können).

 

Das Forscherheft zum Baumuster I.

Eine Beispielseite aus dem Buch “Wir lernen lesen”, welches das Forscherheft ausmacht. In diesem Fall das Baumuster I.

Einführung im Plenum über die Dokumentenkamera des Smartboards.

So sehen die Kinder das Heft auf dem Smartboard.

Nachdem jedes Kind ein Leselineal und ein Forscherheft erhalten hat, geht es erst einmal an das “Erforschen” der erhaltenen Gegenstände. Im Endeffekt kommen die Kinder meist sehr schnell darauf, dass das “durchsichtige Ding” mit dem “e hinten” genau über die einzelnen Wörter passt, wenn man das “e” auf das “e” in der Reduktionssilbe legt.

Somit haben die Kinder bereits den wesentlichen Schritt für die Nutzung des Leselineals vollzogen. Den Begriff des “Leselineals” finde ich absolut passend und habe ihn sofort eingeführt, da die Kinder Lineale bereits kennen und sie eine Verbindung (scheinbar) erkannt haben.

Als nächsten Schritt habe ich das Heft, welches ja allen Kindern vorliegt, über die Dokumentenkamera an das Smartboard gebracht. Ich schiebe auch hier das Leselineal über das erste Wort des Forscherheftes: “leben”.

Ich fordere die Kinder auf dies ebenfalls zu tun.

Zunächst frage ich nach bekannten Buchstaben. Hier fällt natürlich als erster Buchstabe das “e”, da wir dies zu Beginn des Deutschunterrichtes eingeführt hatten und von daher dieser Buchstabe eine höhere Bedeutung für die Kinder hat.

Ich nutze diesen Umstand aus und frage nach einer Auffälligkeit. Die Kinder kommen sehr schnell darauf, dass das “e” in dem Wort direkt unter dem “e” des Leselineals liegt.

Es wird nach weiteren Auffälligkeiten geforscht. Im Plenum oder in Tischgruppen versuchen die Kinder weitere Auffälligkeiten zu finden.

Im Endeffekt ist es wichtig, dass die Kinder auf die beiden großen (bei mir ist es als “Haus” und “Garage” betitelt) Boxen aufmerksam werden, die wieder in kleine “Räume” unterteilt sind.

In meinem Falle sind die Kinder selbst darauf gekommen, dass die Boxen wohl Silben sind. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, muss die Lehrkraft diese Verbindung herstellen.

In dieser Einführungsstunde hat ein Kind sehr schnell bemerkt, indem es die anderen Wörter auf der Seite näher betrachtet hat, dass in der Reduktionssilbe stets das “e” zu finden ist und es wohl deshalb gleich auf dem Leselineal eingetragen ist.

Dieses Glück hatte ich in meinem Durchgang vor dem aktuellen nicht!

Somit wäre sonst ein letzter Forscherauftrag in dieser Stunde wichtig, und zwar Übereinstimmungen in den fünf Wörtern auf der Seite zu finden. Die Kinder kommen dann sehr schnell auf das “e” in der Reduktionssilbe.

Als Abschluss dieser Einführung, im Endeffekt als gefundenen Schatz, den die Forscherinnen und Forscher gesucht haben, versuchen wir gemeinsam das Wort zu lesen.

Kurzer Exkurs:
Hierfür benötigen viele Kinder ihre (Zebra-) Anlauttabelle, um unbekannte Buchstaben identifizieren zu können. Diese sollte zukünftig immer parat liegen, sobald mit dem Forscherheft oder dem Leselineal generell gearbeitet wird. Es muss immer klar sein, dass die Buchstabeneinführung noch nicht vollständig vollzogen ist und somit viele Buchstaben noch unbekannt sind. Über das Arbeiten mit dem Leselineal und der Einführung von vielen Buchstaben “so nebenbei” über das Forschen, haben die Kinder rudimentär jedoch sehr schnell fast alle Buchstaben präsent. Dennoch muss das Schreiben der Buchstaben explizit weiterhin separat eingeführt und eingeübt werden (z.B. eben über das jeweilige Lehrwerk und/oder weitere Buchstabenstationen). Ich habe festgestellt, dass das lange Erarbeiten der Buchstaben (kneten, fühlen, malen, tanzen, singen, stempeln, etc.) für alle Kinder in diesem Kontext unwichtig(er) erscheint, da sie direkt mit diesen innerhalb des Leseerwerbprozesses arbeiten und diese (über die Anlauttabelle) nutzen.

Zunächst werden die Buchstaben (und dazugehörigen Laute) der Hauptsilbe auf der Tabelle gefunden und zusammengezogen. Anschließend die Buchstaben der Reduktionssilbe. Im Endeffekt über die beiden Silben dann das Gesamtwort.

Die Kinder sind zumeist hoch erfreut über das Erlesen des Wortes, jedoch auch “vollkommen fertig”!

In der folgenden Stunde wird die erste Seite gemeinsam im Plenum bearbeitet und auf das stets gleiche Vorgehen geachtet (wie oben beschrieben).

Es muss sich der Automatismus einschleifen, dass in den momentan von uns zu erforschenden Wörtern stets das “e” in der Mitte steht und dass dieser ein Königsbuchstabe ist. Des Weiteren muss den Kindern klar sein, dass es sich immer um zweisilbige Wörter handelt.

In einem nächsten Schritt werden dann die Vokale im Silbenkern thematisiert, sowie die Vokallänge in der Hauptsilbe und wie diese zustande kommt. Hierbei werde ich auch versuchen zu erörtern, warum es meiner Ansicht nach wichtig ist zwar mit dem Baumuster I zu starten, jedoch recht schnell das Baumuster II hinzutreten zu lassen.

Dies beschreibe ich in dem folgenden Artikel.

Die ersten sechs Wochen

Was ist in den ersten sechs Wochen bis zu den Herbstferien im Deutschunterricht geschehen?

Kann in dieser kurzen Zeit und ohne Kenntnis aller Buchstaben ein strukturorientierter Ansatz überhaupt eingeführt werden?

Ein kurzer Überblick bis hin zu der Einführung des Materials des strukturorientierten Lese- und Schreibansatzes.

In den ersten sechs Wochen müssen zunächst die verschiedenen Sozialformen, Umgangsformen, Regeln und Rituale innerhalb der Klassengemeinschaft und des Unterrichts eingeübt werden. Der Deutschunterricht ist somit zunächst lediglich eine von vielen neuen Anforderungen an die Kinder in der ersten Klasse.

Für viele Fachkräfte ist es nur schwer vorstellbar, dass der strukturorientierte Lese- und Schreibansatz bereits vor den Herbstferien, also nach lediglich sechs Wochen schulischer und fachlicher Sozialisierung in der Schule, sukzessive eingeführt werden kann.

Vorab müssen jedoch einige Informationen eingeholt und viele Begebenheiten geklärt werden:

  • Mit welchem Lehrwerk wird in der Schule (bzw. im Jahrgang) verpflichtend gearbeitet?
  • Gibt es einen jahrgangsübergreifenden Unterricht?
  • Gibt es Vorbehalte gegenüber dem “neuen” Ansatz?
  • Ist eine gemeinsame Vorbereitung von Unterrichtssequenzen und dem damit verbundenen Material innerhalb des Jahrgangs noch möglich?
  • Können Lernkontrollen gemeinsam konzipiert werden (da sich die Ansätze, die dem jeweiligen Deutschunterricht zugrunde liegen, ja grundsätzlich unterscheiden können)?
  • Gibt es individuelle Kopierkontigente?
  • u.s.w.

Es gibt somit sehr viele Begebenheiten, die vorab zu bedenken, zu besprechen und zu klären sind.

Dies sollte eines Unterrichts nach dem strukturorientierten Ansatz jedoch nicht im Wege stehen können, da dieser doch deutliche Vorteile hat und viele Lehrwerke zumindest grundlegend mit nutzen kann.

 

An meiner Schule ist das Deutsch-Lehrwerk “Zebra” des Klett-Verlags grundlegend und verpflichtend. Diesem Lehrwerk liegt die FRESCH-Methode zugrunde, die zumindest in Richtung eines sturkturorientierten Ansatzes aufgebaut ist, sich jedoch auch grundlegend und in wichtigen Punkten davon unterscheidet.

(Hierüber werde ich im Laufe der kommenden Monate sukzessive berichten, je nach Fortschritt der Klasse innerhalb ihres Lese- und Schreiblernprozesses und den damit einhergehenden Baumustern des strukturorientierten Ansatzes und den ggf. konterkarierenden Aufgaben oder Hinweisen im Zebra-Lehrwerk.)

Diese Problematik muss einer Deutschlehrkraft vor dem Start des Schuljahres bereits bewusst sein und mögliche Abänderungen oder das Vorbereiten und Bereitstellen modifizierten oder ganz anderen Materials geplant sein.

Im Endeffekt ist der Einsatz des Großteils des jeweiligen zugrundeliegenden Lehrwerks zunächst unbedenklich, da das Einführen der einzelnen Buchstaben sich nicht von der sonst üblichen Einführung unterscheidet.

Zu bedenken ist jedoch, dass die Lehrwerke oftmals unterschiedliche Buchstaben und Buchstabenkombinationen für erste Buchstabensynthesen voranstellen und auch nicht auf die Nutzung von möglichst Trochäen achten, in welchen in der Reduktionssilbe ein “e” zu stehen hat. Dies ist für den strukturorientierten Ansatz (wie der Name schon sagt) aber von größter Bedeutung.

Es stehen hier Beispiele grundlegend im Anfangsunterricht im Vordergrund, an denen Regelmäßigkeiten innerhalb der Silbenstruktur erkannt werden können und somit zweisilbige Wörter von Nöten sind, in denen stets das “e” in der Reduktionssilbe im Zentrum steht.

Das Lehrwerk Zebra startet nicht mit dem “e” als ersten Buchstaben in seinem Arbeitsheft, so dass dies bedacht werden und eben angepasst werden muss. Somit sind jedoch viele darauf aufbauende Wörter im Zebra für meine Kinder in der Klasse zunächst nicht (oder nicht leicht) lesbar.

Im Zebra-Arbeitsheft sind die ersten Buchstaben das “I”, das “M” und das “A”. Somit können nach dem Zebra-Lehrwerk schnell Wörter wie “im”, “am” oder “Mama” identifiziert und “gelesen” werden.

Für den strukturorientierten Ansatz stehen zunächst in jeder Stunde Silbenschwungübungen im Vordergrund, um das Bewusstsein für die Silben aus denen die Wörter bestehen grundlegend zu schärfen.

Zunächst steht natürlich das “e” im Mittelpunkt und wird ganz konventionell eingeführt.

Dann wird parallel stets stark an der Anlauttabelle geübt, damit die Kinder die benötigten Buchstaben identifizieren können. Dies ist für den frühen Einsatz, bzw. die frühzeitige Einführung des Materials des strukturorientierten Ansatzes sehr wichtig und grundlegend, da nicht erst sämtliche Buchstaben eingeführt werden können und erst dann mit den ersten Leseübungen begonnen werden kann.

Welche Buchstaben nach dem “e” eingeführt werden, ist zwar nicht “egal”, jedoch nicht in dem Sinne von Belang, zumindest nicht nach meinen Beobachtungen.

Es ist jedoch natürlich sinnvoll die Vokale, aufgrund ihrer Wichtigkeit für die Silben, recht schnell einzuführen.

Im Endeffekt haben die Kinder vor der Einführung des Materials für den strukturorientierten Ansatz folgende Punkte grundlegend beherrscht:

  • das Bewusstsein dafür, dass Wörter aus Silben bestehen
  • das “e” als wichtigen Vokal in der Reduktionssilbe
  • die sehr gute Orientierung auf der Anlauttabelle (somit der Kenntnis darüber, wie ein Laut einem Buchstaben zugeordnet werden kann)
  • verschiedene weitere Vokale für den jeweiligen Silbenkern eines Trochäus
  • die Kenntnis darüber, das Vokale jeweils unterschiedlich in Wörtern klingen können

Im nächsten Beitrag geht es dann um die Einführung des strukturorientierten Lese- und Schreibansatzes noch vor den Herbstferien in der ersten Klasse.